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19.08.2019

Die Welt in 2030

Unsere Ernährungswelt verändert sich rasant: Der Supermarkt wird zum Erlebnisstore, die heimische Küche zur Lifestyle-Zone. Wir werden weniger Fleisch essen und Geräte (fast) automatisch kochen lassen, Basis-Lebensmittel online ordern und Plastikverpackungen vermeiden. Ein Blick in die Foodwelt der Zukunft

Hightech-Ofen. Dank innovativer Technologien und neuer Produkte wird das Kochen in Zukunft immer einfacher: Mit dem Dialoggarer von Miele kann man die Energieabgabe punktgenau steuern und Fisch im Eisblock garen, ohne dass das Eis schmilzt.


Lieferservice. Derzeit kaufen nur sieben Prozent der Deutschen Lebensmittel übers Internet, im Jahr 2030 werden es fast alle sein. Die Onlinepräsentation und die Transportparameter von Lebensmitteln gewinnen in Zukunft an Bedeutung. Auch Lieferdienste von Mealboxen, die passgenaue Kochzutaten liefern, werden immer beliebter.

Die drei großen Food-Trends

Hanni Rützler ist Ernährungswissenschaftlerin und Trendforscherin, Autorin des „Foodreport“ (Zukunftsinstitut). Hanni Rützler beschreibt im „Foodreport 2019“ drei große Zukunftstrends:

Healthy Hedonism

Mit diesem Trend werde das „Ende der Askese“ eingeläutet – der Genuss rücke wieder mehr in den Fokus. Trendprognose: „Dass sich Gesundheit und Genuss nicht ausschließen, ist eine Entwicklung, die von Konsumenten begrüßt wird. Zu lange musste vor allem im deutschsprachigen Raum für die Gesundheit Verzicht geübt werden – der Trend ‚Healthy Hedonism‘ kommt einer kulinarischen Befreiung gleich.“

Transparency

„Essbare Ethik statt industrielle Effizienz“ stehe im Fokus. Trendprognose: „Die Weichen für mehr Transparenz und ein damit in der Folge wieder wachsendes Vertrauen in die Lebensmittelindustrie sind gestellt: Technologien, um Herkunftsnachweise und Lieferketten lückenlos nachvollziehen zu können, stehen in den Startlöchern.“

Plant Based Food

Pflanzliche Nahrungsmittel gelten inzwischen als gesund und vielseitig. Trendprognose: „Die Rolle von pflanzlichen Produkten wird auch künftig weiter wachsen. Das Konzept von Plant Based Food stellt die Vorteile einer solchen Ernährung in den Vordergrund. Man muss nicht mehr auf Fleisch verzichten, sondern kann aus einer Vielzahl von ebenso wohlschmeckenden pflanzlichen Alternativen wählen.“

Großstadtfarmen. Regionalität ist ein grüner Zukunftstrend. In Großstädten entstehen derzeit mehrere „Urban Gardening“-Projekte wie die „Prinzessinnengärten“ in Berlin. Kunden wollen frische Produkte ohne lange Transportwege.

Moderne Lösungen für Senioren. Die Nahrung wird auf den Konsumenten zugeschnitten. Deutsche Forscher testeten gerade das 3-D-Foodprinting in zwei Pflegeheimen: Aus pürierten Zutaten „drucken“ sie weiches Fleisch, Kartoffeln und Gemüse. Die Senioren aßen das Essen aus dem Drucker mit mehr Appetit.

Eiweiß-Boom. Protein-Produkte haben den Sprung aus der Fitness-Nische geschafft – und sind das Wachstumssegment des Jahres. Die Nachfrage ist bei jungen und sportlichen Konsumenten überdurchschnittlich hoch – hier kauft fast jeder Zweite.

Milch ohne Kühe. Wissenschaftler setzen auf Milchproteine als Zukunftstrend. Kalifornischen Forschern gelang es, mit Mikroorganismen Kasein und Molke zu produzieren. So entsteht echte Milch – ohne Kuh. Die ersten „Perfect Day“-Produkte sollen Ende 2019 auf den Markt kommen.

Frische zum Anfassen. Supermärkte sterben nicht aus. Wir kaufen gern „live“ ein. 69 Prozent der Deutschen gehen mehrmals pro Woche einkaufen („Ernährungsreport“ der Bundesregierung).

Soja, Hafer und Co. Der Markt für Pflanzenmilch aus Soja, Hafer oder Mandeln wächst stark. In Deutschland betrug der Umsatz 2018 schon rund 235 Millionen Euro. DMK will in diesen hochprofitablen Markt einsteigen.

Gemüse-Tattoos. DMK glaubt, dass der Einzelhandel bis 2030 kunststofffreier wird. Verpackungsideen wie das „Natural Branding“ sind gefragt. Bei Aldi kosten Einweg-Obsttüten jetzt 1 Cent – die Kunden sollen umdenken (Source: Modern Farmer).

Unser Essen wird immer mehr zum Lifestyle

Heiko Antoniewicz

Heiko Antoniewicz weiß, wie wir in Zukunft kochen und essen wollen: chic, individuell und exotisch. Er ist Starkoch beim MILRAM Food Service

Starkoch Heiko Antoniewicz: „Essen und Top-Produkte sind auch Mode, immer schicker, immer ungewöhnlicher, immer maßgeschneiderter. Man zeigt, was man hat und kann, gern und oft. Die sozialen Medien befeuern das. Da steckt jede Menge drin. Die DMK ist einer der größten Lieferanten des Lebensmitteleinzelhandels – und stark im Foodservice. Es ist wichtig, neue Trends und Kundenwünsche aufzuspüren. Die Kunst ist es, die richtigen Schlüsse zu ziehen, die Kunden zu verstehen und für sie neue Angebote zu entwickeln. Essen ist nicht mehr nur reine Nahrungsaufnahme zum Sattwerden. Essen ist heute Lifestyle. In Zukunft werden einerseits Produkte gefragt sein, die ein bisschen exotisch sind – und andererseits Zutaten, die das Kochen im Alltag erleichtern.“

Heiko Antoniewicz ist Kochbuch-Autor und gibt innovative Koch-Workshops. Er gehört zum MILRAM Food Service und wurde 2018 zum dritten Mal in Folge von seinen Gastrokollegen zum „Impulsgeber des Jahres“ gewählt.

Neue Milch, bitte! Ein Drittel (35 Prozent) der Deutschen zwischen 16 und 34 Jahren wünscht sich mehr ausgefallene Milchmischgetränke – unter anderem Milch mit Gewürzen. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Mintel. Food-Analysten rechnen damit, dass die in Asien beliebte „Fizzy Milk“ (mit Kohlensäure) auch in Europa zum Trend wird.

Transparenz. Alle wollen wissen, was wo drin ist: Über eine Million User nutzen die App Yazio, um Inhaltsstoffe ihrer Nahrung zu kontrollieren.

Gemeinsam genießen. Die Produkte der Zukunft müssen originell und leicht zu verarbeiten sein – für Profis und Laien. Denn wir kochen und essen immer öfter gemeinsam. Man verabredet sich über Social-Dining-Apps und trifft sich im Restaurant oder zu Hause zu einem ganz besonderen Dinner-Erlebnis.

Einkaufen muss ein Erlebnis sein

Handelsexperte Daniel B. Werner: „Morgen erwarten die Menschen, dass sich das Einkaufserlebnis komplett nach ihnen richtet. Und was macht der Handel? Er reagiert. Mit innovativen Ideen und neuen Verkaufswelten. Einkaufen 2030 heißt: Standard- Produkte bestell’ ich online und im Abo. Den klassischen Einkauf gibt es 2030 nur noch als Erlebnis. Da geht es dann um gute Geschichten und Individualität – eben um das Besondere. Für den Handel werden Unternehmen Partner mit 360-Grad- Blick auf Sortimente, Trends und Verbraucherverhalten. Zehn Prozent aller Lebensmittel sind Molkereiprodukte – und jeder Bürger kauft im Durchschnitt einmal in der Woche Milch, Joghurt oder Käse ein. Das ist die Spielwiese der Zukunft für DMK: Hier müssen die Kunden Produkte finden, die zu ihnen passen. Die Spaß machen und gesund sind, die man unterwegs und in der Mittagspause essen kann. Und man muss die Produkte auch mit gutem Gewissen kaufen können. Unternehmen müssen Trends frühzeitig erkennen und mit originellen Ideen umsetzen. DMK konnte zum Beispiel Skyr sehr gut im Markt positionieren, als der große Eiweißboom begann. Solche Innovationen sind auch in Zukunft wichtig.“

Daniel B. Werner ist Unternehmer, Gründer und Business Coach. Er war Head of AmazonFresh Marketplace, arbeitete für BMW und Deloitte. Er ist Gründer und Inhaber des Consultingunternehmens Conufactur.

Küchenhilfe. Kunden wünschen „Küchenhelfer“, die das Kochen erleichtern: Die Thermomix-Fan-Gemeinde wächst weiter. Immer neue Kochautomaten kommen auf den Markt. Der große Reiz liegt in der einfachen Bedienung: Zutaten rein, warten, Essen rausholen. Inzwischen können sich Thermomixköche die Zutaten von REWE liefern lassen – per App.

Flexitarier. Trendforscher erwarten einen Flexitarierboom. Die Ernährung? Viel Gemüse, auch Eier und Milchprodukte, selten Fleisch. „Teilzeitvegetarier“ leben nachhaltiger, aber ohne Verzicht – der neue Lifestyle.

Trend-App. Trends entstehen überall: Scouts sammeln für DMK Ideen auf der ganzen Welt – unter anderem mit der ITONICS Inspirator App.

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