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08.08.2023

„Die Arbeitswelt ist ähnlich strukturiert wie in der Ukraine“

Die Edewechter Käserei beschäftigt fünf Geflüchtete aus der Ukraine. Damit leistet sie einen humanitären Beitrag zur Integration – und profitiert langfristig von neuen Arbeitskräften.

Artem Ivanov

„Nachdem ich aus der Ukraine gefüchtet bin, habe ich bei DMK eine Ausbildung zum sogenannten Operator Packing, einem Maschinen- und Anlagenführer in der Konfektionierung, absolviert. Eigentlich bin ich gelernter Koch, was nicht wirklich vergleichbar ist mit meiner jetzigen Position: Bei DMK beinhaltet sie Qualitäts- und Hygienebewusstsein, Verantwortung und Zuverlässigkeit. Der Maschinenführer muss die Aufträge mit den ihm zugewiesenen Mitarbeitern umsetzen. Deshalb ist es notwendig, die Anlage führen und Aufgaben delegieren zu können. Man muss auf unvorhersehbare Ausfälle vorbereitet sein und gemeinsam mit Vorgesetzten Maßnahmen einleiten können. Schon in den ersten Wochen wurde ich detailliert eingewiesen: ob beim Aufleger, der die 15 Kilo-Käseblöcke auspackt und auf die Produktionsbänder legt oder dem Mitarbeiter, der die geschnittenen Portionen korrigiert. Die Arbeit macht Spaß und in Zukunft möchte ich gern hier in Deutschland bleiben. Mittlerweile habe ich viele Freunde, aber die Eingewöhnung am Arbeitsplatz und auch in die Gesellschaft fiel mir anfangs nicht leicht, was vor allem an Verständigungsproblemen lag. Da ich bei DMK einen Sprachpaten bekommen habe, kann ich Kollegen mit seiner Hilfe Fragen stellen und Begriffe oder Redewendungen lernen, die ich auf Deutsch nicht verstehe. Ich bin hier innerlich angekommen, aber ich vermisse das Zusammensein mit meinen Freunden und der Familie in der Ukraine.“

Artur Oleinykov

„Meine Frau Valeriia und ich sind gemeinsam aus Mariupol geflüchtet. Ich arbeitete früher als Elektriker in einer Fabrik. Hier in Deutschland bin ich in der Verpackung in Edewecht beschäftigt. Später kann ich dann immer noch eine Umschulung machen, es gibt viele Möglichkeiten bei DMK. Ich würde sehr gerne für immer in Deutschland bleiben. Meine Familie und ich haben sich gut eingelebt und Freunde gefunden. Die Deutschkurse von DMK helfen mir erheblich dabei, weiterzukommen, privat und beruflich. An meinem Job gefällt mir besonders das gute Timing in den Arbeitsabläufen, das freundliche Team und mein kompetenter Chef. So gelingt die Integration sehr gut. In Deutschland zu leben, fühlt sich gut an. Die gellschaftlichen Verhältnisse sind stabil, die Bezahlung ist gut, wir erfahren hier Gastfreundschaft und das alles vor dem Hintergrund eines breiten Arbeitsmarktes und vielen Möglichkeiten der Fortbildung.“

Oleh Kovalchuk

„Zuletzt habe ich in der Region Lemberg als Beton– und Stahlbetonbauer gearbeitet. Ich bin gelernter Hochspannungs- und Freileitungsmonteur. Bei DMK bin ich in der Ausbildung zum Anlagenbediener in der Butterei. Das Team ist eingespielt, die Mitarbeiter halten zusammen. Sie haben mich sofort aufgenommen. Ich lerne jeden Tag etwas Neues und die deutsche Sprache wird mir nebenbei auch noch beigebracht. Wenn es möglich ist, bleibe ich in Deutschland. Das habe ich anfangs noch nicht so empfunden, weil alles ür mich ungewohnt war, andere Menschen, eine andere Kultur und Sprache. Mittlerweile fühle ich mich gut, auch im Werk ist es, als ob ich hier schon ewig arbeite. Ich bin den vielen Menschen dankbar, die mich so offen und warm empfangen haben nach meiner Flucht: für ihre Hilfe, ihre Unterstützung, ihre Großherzigkeit. Wenn ich mir nur etwas Kleines wünschen dürfte, würde ich die Bürokratie in Deutschland eindämmen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Briefe bekommen wie seitdem ich in Deutschland bin. Aber auch das wird sich irgendwann vermutlich normal anfühlen. Was ich wirklich vermisse, sind meine Eltern, mit denen ich zwar täglich telefoniere, aber es ist noch ungewiss, wann ich sie wiedersehen werde.“

Valeriia Oleinykova

„Ich bin eigentlich Krankenschwester, aber nach der Flucht aus Mariupol war ich froh, in Deutschland so schnell und mit nicht so perfekten Sprachkenntnissen Arbeit gefunden zu haben. Gerade werde ich zur Milchtechnologin im Werk Edewecht ausgebildet. Auch mein Mann Artur arbeitet bei DMK, in der Verpackung, sodass wir mit unseren zwei Kindern gut über die Runden kommen. Im Alltag sitze ich vor Computern, von denen aus die Arbeitsabläufe in der Halle gesteuert werden. Damit die Einarbeitung in die teilweise sehr komplizierten, hoch-technisierten und digitalisierten Arbeitsabläufe klappt, wurden uns Sprachcoaches zur Seite gestellt. DMK hat in den verschiedenen Abteilungen erfahrene Mitarbeiter gesucht, die zum Beispiel russisch oder ukrainisch sprechen und sich verständigen können. Das funktioniert gut und alle sind engagiert. Von Vorteil ist auch: Die Arbeitswelt in Deutschland ist ähnlich strukturiert wie die in der Ukraine. Das erleichtert die Integration an den meisten Arbeitsplätzen.“

Sergej Kravchenko

„In der Ukraine war ich Elektriker, heute arbeite ich bei DMK in der Konfektionierung, erledige Helfertätigkeiten und bilde mich zum Maschinenführer fort. Ich habe Freunde gefunden und mich gut eingewöhnt. Erleichternd ist, dass ich die deutsche Sprache in einem DMK-Sprachkurs lerne. Ich mag die Haltung und Freundlichkeit meiner Kollegen und lebe hier gern mit meiner Frau und meinen drei Kindern. Aber das Heimweh ist auch nicht gerade klein. Wenn es irgendwann möglich ist, werden wir wohl wieder zurück in die Heimat ziehen.“

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