Nach oben

19.08.2019

Sport ist eine gute Vorlage

Er galt als fairster Spieler der Bundesligageschichte mit nur zehn Verwarnungen in 379 Spielen: Marco Bode (49), Bremer Fußballlegende und erfolgreicher Unternehmer. Wir fragten ihn: Können Unternehmen und Fußballclubs eigentlich voneinander lernen?

„Es ist erstaunlich, wie viele Parallelen es zwischen Fußballclubs und einem modernen Konzern gibt“, sagt Marco Bode. Ob ein Unternehmen oder ein Verein Erfolg hat oder scheitert, liegt meistens an denselben Gründen. Es geht um Zusammenhalt im Team, gemeinsame Einstellungen, Ziele und Werte. „Um in einem Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu sein, das sich ständig verändert, muss man auch bereit sein, sich selbst ständig zu verändern.“ Doch dürfe man bei all der Veränderung auch nicht vergessen, wie wichtig Kontinuität sein kann. „Du kannst nicht konstant disruptiv unterwegs sein.“ Was er meint: Es braucht Mut, auch mal Dinge über den Haufen zu werfen, aber dann auch wieder Phasen der Kontinuität zu genießen. Menschen brauchen Zeit, um in neue Aufgaben und Unternehmensstrukturen hineinzuwachsen.

DMK, ein Unternehmen in der Umbruchphase, orientiert sich weg von einer reinen auf Masse und Standard ausgelegten Molkerei hin zu einem kundenorientierten Lebensmittelkonzern. Bode: „Solche Change-Prozesse bringen immer Gegenwind mit sich.“ Um in Zeiten von Veränderung möglichst viele dafür zu begeistern, müsse man viel kommunizieren und in der Führung Mut, aber auch Empathie vorleben. Dann kann es gelingen, dass Veränderung auch als Chance gesehen werde. Veränderung, wie er sie auch selbst kennt: Für den 1,90 Meter großen Vater einer Tochter ist gesunde Ernährung erst in den letzten Jahren zum Thema geworden. „Ich werde dieses Jahr 50, und da spielt die Gesundheit eine größere Rolle als zu meiner Zeit als 25-jähriger Spieler, als ich jeden Tag Sport gemacht habe. Damals bin ich noch relativ leger mit dem Thema umgegangen. Da gab es auch mal ein Steak mit Pommes vorm Spiel.“

Heute verwendet er gern Molkereiprodukte, schätzt frische Milch. Er bezeichnet sich selbst als „Flexitarier“: „Wenig Fleisch, aber nicht vegetarisch und schon gar nicht vegan. Ich achte mehr und mehr auf Qualität.“

Gesunde Ernährung ist heute, anders als früher, ein Riesenthema im Leistungssport – und natürlich auch, da ist Bode sicher, für DMK von zentraler Bedeutung. Gesellschaftliche Trends müssten aufgenommen werden – gleichzeitig aber sollten gute regionale Produkte erhalten bleiben. Aber auch ein nationaler oder sogar internationaler Markt muss auf langfristige Sicht bespielt werden, um erfolgreich sein zu können – eine weitere Analogie zwischen Fußballund Unternehmenswelt!

Da die Menschen immer mehr Wert auf schnell zuzubereitende Lebensmittel legen und Salat am liebsten schon gewaschen und geschnitten kaufen, möchte DMK seinen Convenience Bereich ausbauen. Das findet Marco Bode gut. „Wenn es beim Mittagessen mal schnell gehen soll, greife ich auch gern auf fertige Produkte zurück. Ansonsten stehe ich aber lieber in der Küche und schnippele mein Gemüse selbst.“

Marco Bode bezeichnet sich selbst als „etwas zwischen Unternehmer und Freiberufler“. Mit einer Filmproduktionsfirma ist er viel unterwegs und entwickelt Fernsehformate. Hier und da beteiligt er sich an Unternehmen, wenn er inhaltlich etwas einbringen kann.

Besonders wichtig sind ihm gesellschaftliche und soziale Projekte, vor allem Bildungsthemen. In Bremen hat er ein Schulprojekt mit dem Namen „Schach macht schlau!“ initiiert. Schach soll im Unterricht genutzt werden, um die Leistung der Erst- bis Viertklässler zu verbessern.

Ebenso freut ihn, dass Politik immer mehr zum Thema für junge Erwachsene wird. Das aktuellste Thema, wie die aktuelle Debatte zum Klimawandel zeigt. Auch Marco Bodes Ex-Club Werder Bremen ist wie DMK mit Veränderungsprozessen konfrontiert. „Es sind viele neue Clubs im Wettbewerb, die wirtschaftlich unter deutlich besseren Bedingungen arbeiten können, natürlich Bayern München und Borussia Dortmund, aber auch neue Player wie RB Leipzig.“ Die Schere zu diesen Clubs und noch mehr zu internationalen „Investoren“-Clubs sei weit auseinandergegangen. „Diese Clubs spielen finanziell in einer eigenen Liga.“ In einem solchen Wettbewerb sei es fast unmöglich, mithalten zu wollen.

Werder Bremen war immer ein Club, dem es gelang, trotzdem sportlich erfolgreich zu sein. Das gelang mit Kontinuität auf der Trainerposition und einer besonderen Atmosphäre, eben der berühmten „Werder-Familie“! Zusammenhalt und Tradition zählen für Werder zu den zentralen Werten – genauso wie für die DMK. „Es ist notwendig, sich auf (Kern-)Werte zu verständigen, um langfristig erfolgreich zu sein.“

Marco Bode, der Bremer Superstar!

Marco Bode (49) gilt mit nur zehn Verwarnungen in 379 Spielen als einer der fairsten Spieler der Bundesligageschichte. 1996 und 2002 wurde er als Bremer Sportler des Jahres ausgezeichnet. Bode ist seit 2014 Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder Bremen. In seiner aktiven Zeit lief er von 1989 bis 2002 für Werder Bremen auf und erzielte 101 Treffer. Marco Bode trug 40-mal das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft. Er schoss für Deutschland 9 Tore. 1996 wurde er Fußballeuropameister. Nach der WM 2002 beendete er seine Karriere als Fußballprofi.

Weitere Artikel

Weitere Nachrichten aus dem Bereich Wirtschaft & Politik