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18.07.2023

Im Eco-Modus

Mit der Initiative „Net Zero Farming“ sucht DMK Möglichkeiten, um landwirtschaftliche Betriebe auf eine emissionsfreie Produktion umzustellen. Projektmanagerin Marlin Dammann und ein teilnehmender DMK Landwirt berichten über Klimamaßnahmen aus dem Projekt.

Florian Stümmler, Landwirt

„Mit diesem Projekt kann ich dazu beitragen, den CO2- Fußabdruck der Milchwirtschaft zu senken. Innerhalb der deutschen Landwirtschaft haben wir auch schon viel erreicht. So ist der durchschnittliche Fußabdruck deutscher Milchviehbetriebe etwa nur halb so hoch wie der globale Durchschnitt. Und der auf meinem Betrieb ist sogar noch etwas niedriger, worauf ich stolz bin. Schon seit Jahren beschäftige ich mich damit, was es braucht, um einen klimaneutralen Betrieb aufzubauen. Denn so können wir deutliche Verbesserungen schaffen, die auch für andere Landwirte reproduzierbar sind. Das verschafft uns Stabilität für die Zukunft und auch Attraktivität bei den nächsten Generationen der Verbraucher. Da bin ich mir sicher. Deswegen habe ich nicht gezögert, als DMK mich gefragt hat, ob ich bei ‚Net Zero Farming‘ teilnehmen möchte. Nach den ersten Planungen im vergangenen Herbst haben wir im Frühjahr mit den ersten Maßnahmen begonnen – zum Beispiel beim Futteranbau. Es gibt neue Maissorten, die mit weniger Dünger dieselben Erträge produzieren. Wir setzen auf eine effizientere Futtergrundlage. Das ist wichtig, damit keine Nährstoffe verloren gehen, denn das treibt den CO2-Fußab druck nach oben. Außerdem müsste ich dann mehr Futter zukaufen, was wiederum meine Emissionen vergrößert.

Das Tierwohl stärken

Wir haben schon immer daran gearbeitet, unseren Kühen die beste Versorgung zukommen zu lassen. Im Rahmen des Projekts berät uns nun zusätzlich zur regelmäßigen Betreuung durch unseren Veterinär eine weitere Tierarztpraxis. Das richtet den Fokus stärker auf jedes einzelne Tier, egal ob Kuh oder Kalb. Gemeinsam passen wir die Fütterung den Klimakriterien an und stellen sicher, dass keine negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit entstehen. Denn das ist mir das Wichtigste, dass es meinen Kühen immer gut geht.

Hightech für den Boden

Ich finde es gut, dass wir durch das Projekt nicht nur neue Sachen ausprobieren, sondern auch wissenschaftliche Unterstützung erhalten. Uns fehlen einfach die technischen Möglichkeiten, um beispielsweise die Lachgasentstehung im Ackerbau durch Bodenverdichtung zu ermitteln. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, da Lachgas aus stickstoffhaltigen Düngemitteln entsteht. Aber die Messbarkeit verschafft uns endlich Klarheit. Und darauf kommt es an, dass wir jetzt ganz viele Daten zusammentragen, um uns die nächsten Schritte zu überlegen, wie wir noch weniger Klimagase ausstoßen. Im Ackerbau helfen uns moderne Techniken an den Traktoren, um pflanzenindividuell zu düngen und damit die insgesamt ausgebrachte Menge zu senken. Das wirkt sich positiv auf die Emissionen aus. Das ist für einen Einzelbetrieb wie uns finanziell eine teure Investition und Herausforderung. Dafür brauchen wir Lösungen, die wir im Rahmen von ‚Net Zero Farming‘ erarbeiten.“

Marlin Dammann, Managerin Business Acceleration & Innovation

„Im Grunde sind es zwei Kernziele, die wir mit dem Gemeinschaftsprojekt erreichen wollen: Wie lassen sich in der Wissenschaft erprobte Maßnahmen in der Praxis konkret umsetzen, welche Kosten kommen auf die Landwirte zu? Und wir wollen herausfinden, ob es gelingen kann, auf den Milchviehbetrieben bis 2045 klimaneutral zu werden. Dafür arbeiten wir mit drei Pilotbetrieben in Niedersachsen und NRW zusammen. Wir sehen uns dafür an, wie die Landwirte arbeiten und überlegen uns mit wissenschaftlichen Experten und unseren Kooperationspartnern, wie wir weiter vorgehen. Wir achten unter anderem auf Futtermittel, die Menge an Gras – und Maissilage, die Lebenserwartung der Kühe und wann sie das erste Mal kalben. Das braucht Zeit und Geduld. Schritt für Schritt müssen wir auf viele Unterschiede achten, denn ein Stall mit Stroh funktioniert ganz anders als ein ein streuloser Laufstall. Können die Kühe das ganze Jahr auf die Weide oder nur zeitlich begrenzt? Wir müssen immer daran denken, solange wir Kühe halten, haben wir Emissionen – es geht uns darum, den Betrieb als Ganzes zu betrachten und auf anderen Wegen das aufzufangen, was die Tiere an Methan ausstoßen. Das Schöne ist, dass unsere Landwirte unbedingt Lösungen erarbeiten wollen und das Projekt sehr aktiv voranbringen. Ihre Leidenschaft für ihren Beruf gilt auch für dieses Thema.“

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