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20.12.2022

Milcherfassung ist wie puzzeln

Schwankende Milchmengen, wechselnde Melkzeiten oder die unterschiedlichen Rohmilchbedarfe der DMK-Werke stellen große Herausforderungen an eine effektive Tourenplanung der Milchsammelwagen.

Thomas Klingohr ist ein strategisches Mastermind. Wo andere auf einer Luftbildaufnahme nur Lastwagen, Bauernhöfe, Industriestandorte und Strassen erkennen, sieht er Zeitpläne, Milchmengen und die kürzeste Strecke von A über B nach C. Mit seiner Flotte von 19 Milchsammelwagen sorgt er am Standort Zeven dafür, dass möglichst viel Milch in kürzester Zeit von den landwirtschaftlichen Höfen in die Kühltanks der DMK Molkerei transportiert wird. „Die frisch gemolkene Milch ist ein sensibles Lebensmittel, das selbst durchgängig gekühlt nur begrenzt haltbar ist. Unsere Landwirte sind darauf angewiesen, dass der Transport von den Höfen in die Werke reibungslos funktioniert – an 365 Tagen, bei jedem Wetter“, umschreibt Thomas Klingohr die Wichtigkeit seiner Aufgabe. Damit nicht genug. Je nach Jahreszeit schwanken die Milchmengen. Im Frühjahr ist das Aufkommen fütterungsbedingt größer als im Herbst. Dazu kommt die Notwendigkeit der sortenreinen Erfassung. GVO-freie Milch darf nicht mit anderen Milchtypen vermischt werden. Weiterhin müssen die Abholzeiten zu den Melkintervallen auf den Höfen passen. Kleinere Betriebe melken zwei Mal am Tag, große Betriebe bis zu dreimal. Entsprechend können manche nur alle zwei Tage angefahren werden, andere brauchen mehrere Fuhren, bis alle Tanks geleert sind. „In Extremfällen müssen wir mit Zeitfenstern von maximal 90 Minuten zu einer festgelegten Uhrzeit klarkommen. Da werden Punktlandungen von uns erwartet“, so Thomas Klingohr.

Liegen all diese Basisinformationen vor, beginnt die Puzzlearbeit. Das Schichtsystem für die Fahrer muss ausgearbeitet werden. Vor den Entladestationen auf dem Zevener Molkereigelände dürfen sich keine Warteschlangen bilden, damit Transport und Verarbeitung nicht ins Stocken geraten. Auch die Fahrtrouten werden kontinuierlich überprüft. Thomas Klingohr: „Gibt es auf den Strecken Baustellen? Wie sehen die Anfahrtswege zu den Höfen aus? Müssen wir mit wetterbedingten Beeinträchtigungen rechnen. Alles wichtige Parameter, die es zu berücksichtigen gilt – und das teils täglich.“ In einem ersten Schritt wird eine Planungssoftware mit allen Informationen gefüttert. Anschließend wird die Theorie mit viel Praxiserfahrung optimiert. Dazu werden die neuen Routen mit den Fahrern durchgesprochen. Deren Ortskenntnis spielt bei der Kontrolle eine entscheidende Rolle. Thomas Klingohr: „Unsere Kollegen auf den Sammel-LKW kennen die Gegebenheiten im Erfassungsgebiet und auf den Höfen viel besser als wir im Büro.“ Im Anschluss werden die Landwirte mit ein paar Tagen Vorlauf über die neue Abholzeit und eventuell notwendige Sonderabholungen informiert. Sonderabholungen sind notwendig, wenn die Tankkapazität des Landwirts oder des Sammelwagens durch die Tagverschiebungen einzelner Lieferanten nicht ausreicht.

 

Für Thomas Klingohr ganz wichtig: „Sollte es bei den neuen Abholzeiten zu Problemen mit zum Beispiel Melkzeiten kommen, haben die Landwirte noch Zeit, sich bei uns zu melden, damit wir die Planung nachbessern können.“ Die Umstellung der Touren erfolgt im Anschluss. Ob Thomas Klingohr und sein Team alles richtig gemacht haben, verraten die täglichen Wiegedaten der Milchsammelwagen. Sie dokumentieren die Effektivität der Touren. Das Ziel: möglichst nah an die Vollauslastung der gesetzlich erlaubten 40t Gesamtgewicht pro Sammelwagen heran zu kommen. „Das bekommen wir immer besser hin, weil wir ein tolles Team sind“, gibt sich der Logistik-Spezialist ganz bescheiden. Auch das ist typisch Klingohr.

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